WILD: Sehr geehrter Herr Orban, vielen Dank dafür, dass Sie sich unseren Fragen stellen.
Orban: Das tue ich gerne.
WILD: Sollten Sie deswegen annehmen, dass wir Sie schonen werden, sagen wir Ihnen schon im Voraus, dass das nicht passieren wird. Im Gegenteil, wir werden Sie ausquetschen, wenn es sein muss . . .
Orban: Tun Sie, was Sie nicht lassen können . . .
WILD: Herr Orban, Sie stehen ja nunmehr seit über zehn Jahren mit Ungarn einem Land vor, das sich in zunehmenden Maße den Ärger der EU-Kommission zuzieht. Ungarn tanzt immer wieder aus der Reihe und schränkt beispielsweise die Unabhängigkeit der Justiz ein. Was sagen Sie dazu?
Orban: Na, erstmal der Reihe nach. Zunächst ist zu sagen, dass Ungarn wie auch die anderen Länder Mittelosteuropas schon immer Teil des Westens sein wollte. Dafür haben wir einen langen Weg zurückgelegt und gelitten …
WILD: Sie meinen, die kommunistische Diktatur …
Orban: Genau . . . wie wollten uns einen Lebensstil aufzwingen, denn wir Ungarn gar nicht haben wollten. Daher haben wir uns auch in den 1990er Jahren so gefreut, in die westliche Staatengemeinschaft aufgenommen zu werden. Und was müssen ich und meine Landsleute jetzt erleben? Westeuropa und die USA drehen völlig durch!
WILD: Ja?
Orban: Ja! Jetzt bauen die immer mehr die Schwuelenrechte aus und wollen die Wahl des biologischen Geschlechts freigeben! Für mich sind das aberwitzige Dinge. Aber gut, wenn man es dort so haben will, von mir aus. Jedoch weßhalb sollten wir Mittelosteuropäer das alles übernehmen und den Quatsch auch noch gut finden? So haben wir uns die Zugehörigkeit zum Westen nicht vorgestellt.
WILD: Wieso?
Orban: Weil wir Ostmitteleuropäer von Grund auf konservativ sind. Wir wollen ein Leben führen, indem die Frau den Haushalt schmeißt, der Kerl das Geld nach Hause bringt und die Kinder schlägt. Und wir grenzen gerne all diejenigen aus, die nicht unserer Norm entsprechen. Also wie etwa Homosexuelle und Roma. Und natürlcih wollen wir einen Lebensstandard haben wie ihn Westeuropa und die USA kennen. WILD: Was Sie als Ideal beschreiben, sind doch die Zustände in Russland . . .
Orban: Ja. Mental gesehen gehört Ostmitteleuropa ja wie die Russische Föderation. Wären da nicht die Angst vor dem Stalinismus und das Geld aus dem Westen, würden sich die Länder unserer Region nach Moskau hin orientieren. Dabei hat Putin gar keine sozialistischen Überzeugungen mehr. Sonst wäre er nicht bei Jelzin im Lager gewesen.
WILD: Sie meinen, die Angst der Mittelosteuropäer vor Russland ist völlig irrational?
Orban: Wenn Sie es so ausdrücken möchten. Der Kommunismus käme nicht zurück, wenn Putin bis zur Oder vorstößt. Okay, man würde auf die Fresse bekommen, wenn man was gegen ihn sagt. Aber wer täte das dann noch? Zudem kann man selbst ja den Schwulen was auf die Fresse geben. Und vergessen Sie nicht, die Ostmitteleuropäer machen gerne Geschäfte mit der Volksrepublik China.
WILD: Hmmm . . . Und Sie scheinen den Königsweg gefunden zu haben: Geld aus dem Westen und gleichzeitig östliche Werte durchsetzen.
Orban: Sie sagen es. Harr, harr, harr!
WILD: Herr Orban, wir danken für dieses Gespräch.