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Sigmar Gabriel: „Das Volk nervt!“

WILD: Sehr geehrter Herr Gabriel, vielen Dank dafür, dass Sie sich unseren Fragen stellen.
Gabriel: Das tue ich doch gerne. Also nichts zu danken.
WILD: Herr Gabriel, Sie waren lange Zeit in der Fürhungsspitze der SPD. Können Sie da etwas aus dem Nähkästchen plaudern?
Gabriel: Das hätten Sie gerne, nicht?
WILD: Klar, deshalb fragen wir ja.
Gabriel: Also, die Ochsentour in der Politik ist wirklich nicht immer leicht. Zum einen muss man sich nämlich ständig gegenüber der Öffentlichkeit verstellen beziehungsweise darauf achten, was könnten die Leute dort draußen von einem denken. Davon hängt die eigene Karriere ab. Zum anderen . . .
WILD: Ja?
Gabriel: . . . gilt dasselbe innerparteilich. Es gibt denn auch keinen schlimmeren Feind als die Parteifreunde. Außer die eigenen Mentoren.
WILD: Wieso?
Gabriel: Ich erläutere das an einem Beispiel. Gerhard Schröder, mein Förderer, goß gerne mal seinen Champagner über meinen Kopf aus, lachte dabei höhnisch und fragte: "Na, schlägst zu endlich mal zurück und ruinierst damit deine Karriere, du feige Sau? Harr, harr, harr . . ."
WILD: Was? Das können wir nicht glauben . . .
Gabriel: Dann tun sie es nicht. Aber am Wahrheitsgehalt meiner Aussage ändert das nichts.
WILD: Wie konnten Sie solche Torturen nur so lange erdulden?
Gabriel: Ich sagte mir, igrendwann bin ich oben und trete zurück
WILD: Gegenüber Schröder?
Gabriel: Quatsch mit Soße. Der hat noch zu viel Einfluss. Da traue ich mich nicht ran. Nein, das Volk muss dran glauben. Ich verzeihe es ihm nicht, dass es mich nicht als Kanzler wollte.
WILD: Aber doch aus Gründen. Wir meinen, das Volk leidet noch immer an den Folgen von Hartz-IV, das Sie mit eingeführt haben . . .
Gabriel: Ach was, das Volk nervt! Immer diese Forderungen an uns Politiker. Was soll das?
WILD: Sie sind doch für die Umverteilung von Oben nach Unten zuständig.
Gabriel: Wer sagt das? Nein, wir Politiker sind auch nur Menschen und denken an unser Eigenheim, den Urlaub auf den Malediven uns so weiter und so fort . . .
WILD: Wenn dem so ist, wieso sind Sie dann gerade in die Politik gegangen? Die ist doch anstregend, wie Sie eben gesagt haben. Ein Beamtenjob in der Schule oder Verwaltung hätte es doch auch getan.
Gabriel: Richtig arbeiten? Zu anstregend. Lieber schwinge ich Volksreden, empöre mich über andere und sonne mich in Selbstbeweihräucherung. Darin sind wir Sozen nämlich sehr gut. Wenn wir schon nichts können, darin haben wir es voll drauf.
WILD: Erschreckend. Aber nun gut, kann man nichts machen. Vielen Dank für das Interview.

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