WILD: Herr Lawrow, Sie sind ja des Kremlzaren Außenminister. Wie hat man sich Ihre täglichen Zusammentreffen mit ihm vorzustellen?
Lawrow: Zu Beginn unserer Treffen küsse ich ihm stets die Füße.
WILD: So? Nun denn, Russland war ja schon immer eigen, was das angeht. Dennoch glauben wir nicht, dass Sie nur ein willenloses Werkzeug Putins sind. Wir meinen, Sie haben doch auch was zu entscheiden!
Lawrow: Es freut mich, dass Sie meinen Anteil an den Entscheidungen im Kreml hervorheben. Natürlich ist es so, dass mein Herr und Meister auf meine Ratschläge angewiesen ist. So gingen die entscheidenden Impulse für die Invasion der Ukraine von mir aus.
WILD: Das bedeutet, dass Sie sich des Vergehen des Angriffskriegs schuldig gemacht haben.
Lawrow: Sicher. Aber ich habe deshalb keine Gewissensbisse. Die Amerikaner haben dasselbe ja auch gemacht, im Irak. Und wenn eine Seite anfängt zu faulen und es ist kein Schiedsrichter da, der sie bestraft, wird dann auch nicht das andere Team anfangen gegen die Regeln zu verstoßen?
WILD: Sie meinen, das Prinzip des internationalen Rechts ist so löchrig geworden wie ein Schweizer Käse?
Lawrow: Bingo!
WILD: Demnach lohnt es sich gar nicht, für die Ukraine im Winter zu frieren?
Lawrow: Was soll ich dazu sagen? Als russischer Außenminister bin ich natürlich voreingenommen, was das angeht. Lassen Sie es mich daher so sagen: Die Deutschen können natürlich frieren, wenn sie wollen. Eine gerechtere Welt werden sie dadurch aber nicht herstellen.
WILD: Aber Deutschlands Außenministerin Baerbock . . .
Laworw: . . . will nicht anerkennen, dass Staaten nach Interessen handeln und möchte stattdessen den Feminismus in die Ukraine tragen. Dabei sind die Leute dort genauso konservativ wie in Russland. Nur halt gegen Putin, den die Russen vergöttern.
WILD: Sie halten also von den bundesdeutschen Grünen nicht viel?
Lawrow: Natürlich nicht. Das sind Idealisten, die an der Komplexität der Welt genauso scheitern werden wie die Kommunisten in der Sowjetunion. Aber vorher noch jede Menge Unsinn anstellen können. Wie etwa die Energieversorgung Deutschlands kappen und seine Industrie ruinieren. Das wäre auch für Russland ärgerlich, weil wir dann einen wichtigen Kunden verlieren. Aber gut, dass es noch China und Indien gibt. He,he, he.
WILD: Herr Lawrow, wir danken Ihnen für diesen Austausch.