WILD: Sehr geehrter Flick, vielen Dank dafür, dass Sie sich unseren Fragen stellen.
Flick: Gerne doch.
WILD: Herr Flick, Sie sagten ja vor einiger Zeit, dass sich die Welt vor Deutschland fürchten sollen muss. Ähnliches hat ja auch Ludendorff 1918 von sich gegeben. Finden Sie nicht, dass Sie damit zu weit gehen?
Flick: Nun, ich meinte es ja nicht politisch, sondern fussballerisch. Aber wo wir schon bei historischen Vergleichen sind: Der derzeitige Zustand des deutschen Fussballs erinnert mich an denjenigen Deutschlands 1945.
WILD: Sie meinen, jetzt wo auch die Frauen ausgeschieden sind, ist der deutsche Fussball am Ende?
Flick: Ja, genau das meine ich.
WILD: Herr Flick, wäre der Wiederaufstieg des deutschen Fussballs mit Ihnen möglich? Oder braucht es eines Genies wie Christoph Daum?
Flick: Ich denke, Sie verkennen die Lage. Wenn es nicht gut läuft, wird immer am Trainer rumgemeckert. Aber ehrlich, wenn ich Schuld sein soll am ganzen Schlammassel, wieso sind dann auch die Frauen ausgeschieden? Die werden doch gar nicht von mir trainiert.
WILD: Hmmm . . . wo liegt dann das Problem, wenn nicht die Trainerin bzw. der Trainer Schuld sind?
Flick: Das Problem leigt darin, dass die Deutschinnen und Deutschen der „Generation Z“, die jetzt in die Nationalmann- und -frauschaft einrücken, viel zu verweichlicht sind. Die trinken Hafermilch. Hafermilch!
WILD: Ja aber, ist es nicht begrüßenswert, wenn die jungen Leute Rücksicht auf Tier und Umwelt nehmen?
Flick: Vielleicht im ökologischen Sinne. Aber nicht fussballerisch. Da zählt Härte! Diese ganze Rücksichtnahme auf andere . . . wie wollen Sie da Spiele gewinnen?
WILD: Was also tun?
Flick: Wieder die deutschen Tugenden entdecken.
WILD: Sie meinen die Tugenden, mit denen man auch ein KZ führen kann?
Flick: Mensch, nein! Mit denen man wieder Weltmeister werden kann. So wie 2014.
WILD: Da ist ja schön und gut. Aber wieso wieder Weltmeister werden wollen, wenn man es schon vier Mal geworden ist? Kann man da nicht auch mal die anderen gewinnen lassen wie Holland, die noch nie Weltmeister waren?
Flick: Unmöglich. Die Holländer würden uns dann auslachen und das geht gar nicht.
WILD: Ja, aber wieso dann wieder Weltmeister werden wollen?
Flick: Um von der Sinnlosigkeit des Lebens abzulenken. Sehen Sie, ich setze mir dazu Ziele im Leben, die ehrlich gesagt völlig belanglos sind. Wie Weltmeister werden eben. Aber das passt gut mit meiner Neigung zusammen. Und wenn ich dann ein Spiel gewinne, fühle ich mich auch gut.
WILD: Es geht also ums gute Gefühl?
Flick: Na klar. Wo ist das nicht der Fall?
WILD: Hmmm . . . sie verdienen damit ja auch jede Menge Geld. Die Fans hingegen müssen blechen, tun das aber ohne Murren.
Flick: Ja, da wird die notwendige soziale Debatte nicht eröffnet.
WILD: Herr Flick, wir danken für das Gespräch.