WILD: Sehr geehrter Herr Johnson, vielen Dank dafür, dass Sie sich unseren Fragen stellen.
Johnson: Gerne doch. Jetzt wo sich meine Regierungszeit vorbei ist, kann ich offen sprechen.
WILD: Das freut uns zu hören. Herr Johnson, hätten Sie vor Jahren gedacht, dass Ihre politische Karriere durch eine Privatparty zum Einsturz gebracht werden würde?
Johnson: Ehrlich gesagt wundert mich das nicht. Sie müssen wissen, dass man als Politiker heute aalglatt sein muss. Wenn man stattdessen das Leben in vollen Zügen genießt, dann wird man schnell vom Volk abgestempelt.
WILD: Na, Herr Johnson, so sehen wir das nicht. Wir meinen, Sie haben mit Ihren in Partys in Downing Street No. 10 gegen Ihre eigene Gesetzgebung verstoßen. Und das zu einem Zeitpunkt, als die Masse der Bürger von Angst beherrscht zu Hause im Wohnzimmer saß.
Johnson: Ja schon. Aber wissen Sie, ich wollte mein Leben lang Premierminister werden. Als ich es dann war, wurde mir klar, dass dies ein Machterwerb nur auf Zeit sein würde. Man wird bei uns im Vereinigten Königreich ja immer abgewählt. Selbst die Eiserne Lady hat sich nur einige Jahre halten können. Wieso dann nicht auf möglichst spassvolle Weise aus dem Amt scheiden?
WILD: Wie durch eine Party?
Johnson. Ja. Sie müssen wissen, dass ich mich zudem für sehr charismatisch halte. Allein deshalb war mir klar, dass meine Zeit als Premier nicht allzu lang sein würde.
WILD: Wieso denn das?
Johnson: Weil Charismatiker polarisieren und nur die eine Hälfte des Volkes hinter sich bringen können. Bei Wahlen kann das dann ganz schnell kippen. Denken Sie nur an Angela Merkel. Eine Langweilerin, aber der kleinste gemeinsame Nenner der Deutschen. Keine Veränderungen, keine Reformen . . . alles blieb beim Alten. Damit konnten die Menschen in Deutschland leben.
WILD: Und Wladimir Putin? Der regiert doch auch schon seit rund 25 Jahren. Ist er der kleine gemeinsame Nenner der Russen? Wir glauben eher nicht.
Johnson: Na, Putin kann sich selbst zum Zaren krönen und die Russen werden ihn lieben. Das ist eine andere Mentalität als bei uns im Westen.
WILD: Eine interessante Theorie. Herr Johnson, wir danken Ihnen für dieses Interview.