WILD: Sehr geehrter Herr Gauland, vielen Dank dafür, dass Sie sich unseren Fragen stellen.
Gauland: Sehr gerne doch.
WILD: Herr Gauland, Sie sprachen vor einigen Jahren davon, dass Fluchtursachen aus dem Globalen Süden nach Europa behoben werden müssten.
Gauland: Ja, das habe ich getan.
WILD: Nun stellen wir aber verwundert fest, dass Ihre Partei, die AfD, das genaue Gegenteil tut. Zum einen kündet sie auf ihren Plakaten zur Europawahl von "Remigration jetzt" und "Festung Europa", zum anderen spricht sich die selbsternannte Alternative für Deutschland gegen das EU-Lieferkettengesetz aus.
Gauland: Nun ja . . .
WILD: Wir meinen, damit werden sich die Zustände in der Dritten Welt doch nicht verbessern und die Menschen von dort weiter in die EU strömen müssen, wollen sie ein würdevolles Leben führen. Und wenn hier dann die Festung steht . . . wollen Sie die vor Armut Geflüchteten dann von FRONTEX abschießen oder im Mittelmeer ertrinken lassen?
Gauland: Na, ich will sie vor allem nicht hier in Europa haben.
WILD: Das ist uns schon klar. Die Frage aber ist, warum? Als enger Vertrauter von Roland Koch haben Sie damals ja auch die Kampagne "Kinder statt Inder" mitinitiiert.
Gauland: Nun, Vielfalt liegt mir ja nicht besonders. Deshalb reagiere ich allergisch auf alles, was über Schwarz, Rot, Gold hinaus geht.
WILD: Ihre Politik oder besser gesagt die Ihrer Partei geht aber doch noch deutlich über ein ethnisch reines Europa hinaus. Denn Sie wollen ja weltweit die neokolonialen Strukturen beibehalten. Was heißt, dass Sie den Schwarzen, Arabern, Latinos und wer weiß noch wem nicht die Luft zum Atmen lassen wollen. Also das Gegenteil ihrer "Fluchtursachen bekämpfen"-Rhetorik.
Gauland: Was soll ich Ihnen entgegnen? Sie positionieren mich politisch hervorragend.
WILD: Zum Abschluss noch eine Frage. Verstehen Sie, wenn Linke Sie als "Super-Gau" bezeichnen?
Gauland: Ich wäre nicht Alexander Gauland, hätte ich dafür Verständnis.
WILD: Herr Gauland, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.