WILD: Herr Hoeneß, vielen Dank dass Sie sich unseren Fragen stellen. Wir reden auch nicht lange um den heißen Brei herum und wollen gleich voll einsteigen.
Hoeneß: Gerne. Nur zu.
WILD: Herr Hoeneß, ist Ihnen eigentlich bewusst, dass es im Mittelalter tatsächlich mal ein Herzogtum namens Bayern München gab?
Hoeneß: Bislang war mir das noch nicht klar. Hört sich aber gut an.
WILD: Ja, dass ist aus einer Erbteilung des bayerischen Herzogtums entstanden. Sagen Sie, wäre das nicht ein Vorbild für Ihren Verein, der ja auch Bayern München heißt? Mit Ihnen an der Spitze?
Hoeneß: Sie meinen, nach Kaiser Franz jetzt Herzog Uli? Ja, das könnte ich mir gut vorstellen.
WILD: Bleibt die Frage, ob das ganze für den FC Bayern wirklich so gut wäre?
Hoeneß: Wie meinen Sie das?
WILD: Nun ja, der FC Bayern legt seit mehreren Jahren eine sportliche Talfahrt hin. Diese Saison blieb sogar ohne Titel. Selbst die Meisterschaft ging an einen anderen Verein.
Hoeneß: Jetzt wollen Sie bestimmt sagen, dass das mit mir zu tun hat.
WILD: Natürlich, immerhin fällen Sie ja die letzten Entscheidungen. Wie ein Herzog eben.
Hoeneß: Sie meinen, ich sollte Selbstkritik üben?
WILD: Naja, irgendie schon. Wir meinen, am Trainer kann der Niedergang des FC Bayern nicht liegen. Sie haben Pep Guardiola vergrault. Der triumphierte vergangene Saison in der Champions League. Sie haben Carlo Ancelotti rausgeschmissen, der hat die Champions League diese Saison gewonnen. Und Hansi Flick
. . . der hatte in einer Saison sage und schreibe sechs Pokale an die Säbener Straße geholt.
Hoeneß: Das Management, der Hasan und Oli Kahn . . .
WILD: Deren Berufung ja letztenendes auch auf Sie zurückzuführen war . . .
Hoeneß: Also . . .
WILD: Müssen Sie sich nicht selbst belügen, wenn Sie sich einreden wollen, der Absturz ihres Herzensvereins sei die Schuld von anderen?
Hoeneß: Ich habe den FC Bayern erst zu dem gemacht, was er ist.
WILD: Sie meinen sicher war.
Hoeneß: Ich werde einen Deibel tun, mich selbst zu bezichtigen. Denn dann würden sich meine Erzrivalen wie Aki Watzke, Thomas Tuchel und Christoph Daum ins Fäustchen lachen.
WILD: Aber ohne selbstkritische Reflexion wird Bayern München sich doch nie mehr erholen. Ihr zukünftiges Herzogtum hat ja schon mal keinen Weltklassetrainer gefunden. Die wollten alle nicht. Selbst Ralf Rangnick hat abgesagt.
Hoeneß: Okay, die Trainersuche war schon bitter. Aber dennoch wird Bayern München unter mir zu neuem Glanz erstrahlen. Es heißt einfach, sich jetzt durchbeißen. Der Rest findet sich schon.
WILD: Wie Sie meinen. Herr Hoeneß, wir danken Ihnen für das Gespräch.