WILD: Sehr geehrte Frau Baerbock. Vielen Dank, dass Sie sich unseren Fragen stellen.
Baerbock: Das tue ich gerne.
WILD: Dann wollen wir gleich auch voll einsteigen. Frau Baerbock, Sie wurden von ihrer Partei, den Bündnisgrünen, ja bei der vergangenen Bundestagswahl als Kanzlerkandidatin aufgestellt. Manche halten ihre Parteikollegen seitdem für grenzdebil. Was sagen Sie diesen Personen?
Baerbock: Denen entgegen ich, dass meine Kanzleranwartschaft ein genialer strategischer Schachzug meiner Parteigenossen war.
WILD: Weshalb?
Baerbock: Weil ich das personifizierte Mittelmaß bin.
WILD: Wie?
Baerbock: Nun, ich bin weder besonders originell noch eine charismatische Führerin. Aus
der Masse steche ich nicht heraus. Das lieben die Menschen, weil sie sich mir nicht unterlegen fühlen müssen. Wenn ich den Kanzlerjob machen kann, dann kann das auch jeder oder jede andere.
WILD: Interessant. Das ist dann so eine Demokratisierung der Kanzlerschaft . . . ?
Baerbock: Ja. Und das zieht in der heutigen TV-Demokratie, wo es nur noch um Personen und nicht mehr um Inhalte geht.
WILD: Wenn wir schon bei den Inhalten sind. Die Grünen legen ja großen Wert darauf, dass die schon länger hier Lebenden neu Zugezogene mit offenen Armen begrüßen müssen. Das führt dann dazu, dass die Neuankömmlinge teilweise bestimmen wollen, wie sich die Alteingesessenen zu verhalten haben. Wie bei der Umbenennung des Berliner U-Bahnhofes „Mohrenstraße“. Finden Sie nicht, dass das zu weit geht.
Baerbock: Im Gegenteil. Wir Deutsche müssen uns den Zuwanderern anpassen.
WILD: Gut. Ein anderes Thema. Sie wollen ja den Feminismus in die ganze Welt exportieren. Gleichzeitig hat ihr Ko-Vorsitzender Robert Habeck mit Katar einen Energie-Deal abgeschlossen. Mit Katar! Das unterstützt doch die Muslimbruderschaft. Also quasi Gegenspieler Ihrer Partei.
Baerbock: Ich . . .
WILD: Zudem fördern die Grünen seit einiger Zeit den Import von Fracking-Gas. Das hat ja eine furchtbare Klima-Bilanz.
Baerback: Putin . . .
WILD: . . . gehört zweifelsohne vor Gericht. Auf der anderen Seite befürworten Sie das Bündnis mit den USA, die 2003 völkerrechtswirdrig in den Irak einmarschiert sind und dort mindestens einige zehntausend Tote zu verantworten haben. Wie passt das zusammen?
Baerbock: Also, ich werde jetzt nicht anfangen, meine Positionen in Frage zu stellen.
WILD: Wieso?
Baerbock: Weil ich mich sonst nicht in der Spitzepolitik werde halten können. Hier muss man sich nämlich immer selbst einreden, dass man fehlerlos ist und immer recht hat. Und alle anderen immer Unrecht.
WILD: Aber ist so etwas nicht lebensfremd?
Baerbock: Natürlich. Deshalb machen wir Grünen ja eine Politik, die an den konkreten Lebensverhältnissen der Menschen vorbei zielt.
WILD: Ach so! Naja, sei es drum. Frau Baerbock, wir danken Ihnen für dieses Interview.