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WILD: Sehr geehrter Herr Dardai, Sie sind ja als Hertha-Urgestein bekannt. Sie haben die Höhen und Tiefen ihres Herzensvereins miterlebt. Insbesondere die Tiefen. Und jetzt werden sie als Präsident von Hertha kandidieren. Wenn Sie die Wahl gewinnen, was werden Sie als erstes tun?
Dardai: Ich werde zuallererst ein Denkmal in Auftrag geben.
WILD: Was denn für eins?
Dardai: Na eines, auf dessen Sockel steht "Pal der Erste".
WILD: Ja?
Dardai: Ja. Und Zecke Neuendorf darf den Sockel dann täglich putzen und der Drescher dem Denkmal die Füße küssen.
WILD: Spricht da etwa Gram mit? Gram über ihre Behandlung als Trainer?
Dardai: Natürlich. Ich habe Hertha drei mal gerettet. Und drei mal wurde mir in den Arsch getreten. Weil sich die Mannschaft angeblich nicht weiterentwickelt hat. Und immer, wenn ich gefeuert wurde, ist der Verein abgestürzt. Und wieder bat man mich, auszuhelfen. Und ich habe die Verantwortung übernommen. Und was war der Dank? Wieder ein Rauswurf . . .
WILD: Sie handeln also aus Rachsucht an Zecke Neuendorf und Drescher?
Dardai: Nicht nur. Ich will Hertha wieder nach oben führen. In die erste Liga. Das, was diese Holzköpfe im Management wie Preetz und Bobic nicht hinbekommen haben.
WILD: Was ist mit Cristian Fiel? Wird der unter ihrer Präsidentschaft weiter Trainer bei der alten Dame bleiben?
Dardai: Ach was? Der fliegt auch. Natürlich etwas sanfter als der Rest, denn er hat mir ja nichts getan. Aber den Trainerposten, den übernehme ich dann gleich mit.
WILD: Ja?
Dardai: Ja, dann bin ich endlich in der Lage, die Spieler zu besorgen, die ich für dir richtigen halte. Und jene Strategie zu fahren, die ich für die richtige halte. Ohne dass mir irgendjemand drein redet. Schauen Sie sich Union Berlin an. Da haben Präsident Dirk Zingler und Manager Oliver Ruhnert Trainer Urs Fischer neue Spieler vorgesetzt, die Namen hatten, aber nichts ins Mannschafstgefüge gepasst haben. Was war die Folge? Ein Absturz sondersgleichen.
WILD: Und das wird nicht passieren, wenn sie alle Fäden bei Hertha in Händen halten?
Dardai: Wenn ich alle Fäden in Händen halte, kann ich selbst bestimmen, was für eine Strategie und Taktik ich fahre, welche Spieler ich mir selbst vorsetze und wie ich das alles finanziere. Ja, unter meiner Regie wird es mit Hertha BSC wieder Berg auf gehen.
WILD: Sie wollen sich dann dauerhaft in der ersten Liga etablieren?
Dardai: Ja, verdammt. Mit dieser Strategie, jedes zweite Jahr die Zweitligameisterschaft anzustreben, mache ich schluss. Das ist mir ein zu großes Vabanquespiel. Das kann nach hinten losgehen. Wie man zuletzt gesehen hat.
WILD: Herr Dardai, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Berlin - Nach dem Gewinn der Fussball-Europameisterschaft redet der spanische Nationalspieler Marc Cucurella Tacheles: „Ja, natürlich war das ein Handspiel!“ Mit dieser Aussage nimmt er Bezug auf den nicht gegebenen Handelfmeter gegen sein Team im Viertelfinale gegen Deutschland. Zugleich weigert sich Cucurella, eine eigene Schuld einzugestehen: „Es war schließlich nicht meine Hand, die den Ball aufgehalten hat. Es war die Hand der Madonna!“ Auf die Frage von Journalisten, ob es denn nicht vermessen sei, einen internationalen Popstar mit dem Handspiel gegen Deutschland in Verbindung zu bringen, antwortete Cucurella: „Schmarn! Mit Madonna ist nicht Madonna, sondern die heilige Jungfrau Maria gemeint.“

WILD: Sehr geehrter Herr Kaczynski, wir fühlen uns geehrt, dass Sie unserer Einladung zu diesem Gespräch gefolgt sind.
Kaczynski: Für WILD habe ich doch immer Zeit.
WILD: Gut. Kommen wir also gleich zu Sache. Polen scheint auch mehr als dreißig Jahren nach der Wende ein innerlich gespaltenes Land zu sein. Wirtschaftlich lehnt es sich an den Westen an, kulturell hingegen weist es viele Ähnlichkeiten zu Russland auf.
Kaczynski: Sie meinen sicherlich unsere Ablehnung von Feminismus, Rechte für Homosexuelle und der freien Wahl des eigenen Geschlechts?
WILD: Ja. Eigentlich müsste Putin doch ihr natürlicher Partner sein. Stattdessen wollen Sie gegen ihn am liebsten in den Krieg ziehen.
Kaczynski: Tatsächlich orientiert sich meine Partei, die PiS, bei unserer Gesetzgebung für Polen an den Vorbildern aus dem Kreml. Vor allem, was die Verfolgung liberaler Aktivisten angeht. Ökonomisch aber können wir uns nicht an Russland anlehnen. Putin ist nämlich viel zu knauserig und würde uns anders als Brüssel keine Milliarden schenken.
WILD: Das leuchtet ein. Aber wäre es für Polen nicht besser, zwischen dem Westen und Russland zu lavieren und so für sich das Optimum herauszuholen?
Kaczynski: Eine solche Diversifizierung unserer auswärtigen Beziehungen wäre natürlich hochgradig im Interesse Polens. Allerdings steht da das polnische Volk dazwischen. Das glaubt nämlich immer noch, in Russland würde der Stalinismus herrschen. Und Putin wolle den auch in Polen einführen.
WILD: Ja aber . . . könnten Sie Ihrem Volk denn nicht beibringen, dass es sich bei Putin um einen stramm kapitalisischen Mafioso handelt? Quasi das russische Gegenstück zur PiS?
Kaczynski: Wo denken Sie hin? Solange die Menschen in meinem Land diese irrationalen Ängste haben, ist zwar der polnischen Außenpolitik nicht gedient, aber sie verschaffen mir Wählerstimmen. Und noch vor dem Wohl Polens zählt für mich die Sicherung meiner Macht.
WILD: Also doch kein so großer Patriot, wie Sie das immer vorgeben?
Kaczynski: Patrioten sind auch immer eigennützig. Denken Sie an den Balkan. Dort haben Milosevic, Tudjman und Co. ihre jeweilige nationale Sache vertreten und sich dabei kräftig bereichert. Das haben Konservative so halt an sich.
WILD: Herr Kaczynski, vielen Dank für dieses Gespräch.

WILD: Herr Trump, vielen Dank, dass Sie sich für uns Zeit nehmen. Sollen wir Sie gleich mit Ihrem zukünftigen Titel, König Donald I. von Amerika, ansprechen?
Trump: Jetzt schmeicheln Sie mir aber. Zunächst reicht es, wenn Sie mich einfach weiterhin Herr Trump nennen.
WILD: Also Gut. Herr Trump. Sagen Sie, sind Sie eigentlich irre? Ihr Blick, ihr Gebahren . . .
Trump: Ha, ha. Also, etwas irre muss man für die USA schon sein. Hier gilt es ja, besonders aufzufallen. Wenn dann ein Skandal den nächsten jagt, generiert man automatisch ganz viel Aufmerksamkeit. Das haben meine Gegner nicht verstanden. Die wollen immer noch mit Themen überzeugen. So läuft das in Amerika aber nicht. Die Leute wollen einfache Parolen wie beispielsweise, dass ich jemanden auf der Fifth Avenue erschiessen und mich dann selbst begnadigen kann. Das kommt hier gut an, da ja jeder eine Waffe mit sich trägt.
WILD: Herr Trump, der Genius unserer Tage, Elon Musk, hat uns gegenüber erklärt, er würde Sie mit seinem Geld und Twitter zum neuen US-Präsidenten machen. Dann hätte er Sie in der Hand.
Trump: Davon habe ich gehört . . .
WILD: Er meinte zudem, er würde sich Kalifornien von Ihnen als Fürstentum überschreiben lassen. Wenn sich dieser Bundesstaat abspaltet, dann wären die USA wohl nur noch die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt. Glauben Sie , Sie könnten diesen Sachverhalt politisch überstehen?
Trump: Ja, natürlich. Ich entlasse gleich nach meiner Wahl meine Anhänger aus den Gefängnissen. Die werden der restlichen US-Bevölkerung dann einheizen.
WILD: Auch dem Musk?
Trump: Natürlich. Elon hat zwar Geld und die Kontrolle über die Sozialen Netzwerke. Aber einen Schlägertrupp wie ich, den hat er nicht. Harr, harr, harr . . .
WILD: Wieso sind Sie eigentlich in die US-Politik gegangen? Mit Ihrem Vermögen hätten Sie doch woanders gleich ein ganzes Land kaufen können. Und könnten dort ganz ohne Konkurrenz regieren.
Trump: Ja schon, aber das wäre mir zu langweilig. Sehen Sie, für mich ist Politik wie das Geschäft, ein Spiel. Und ich will mir selbst beweisen, dass ich so toll bin, dass ich jeden meiner US-Konkurrenten austechen kann. Egal ob in der Politik oder Wirtschaft. Sollte ich nächster US-Präsident werden, hätte ich es geschafft. Danach werde ich mich sportlich betätigen. Ich werde in den Wrestling-Ring steigen und mich
dort beweisen.
WILD: Schöne Aussichten, fürwahr. Doch sagen Sie, werden Sie sich als Präsident oder König für die fortgesetzte Gleichberechtigung der Frauen in den Staaten einsetzen.
Trump: Ja klar. Ich habe auch schon einen Gleichstellungsbeauftragten zur Hand. Harvey Weinstein.
WILD: Ah ja . . . nun denn. Herr Trump, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

WILD: Herr Macron, Sie stehen ja innenpolitisch ganz massiv unter Druck. Die Gelbwesten haben einen Aufstand gegen Ihre Umverteilung der Gelder von ganz Unten nach ganz Oben organisiert, die Wähler haben Sie bei den Parlamentswahlen abgestraft. Haben Sie Angst, Sie könnten unter der Guillotine landen?
Macron: Natürlich. Um das zu verhindern, strebe ich eine ambitionierte Außenpolitik an. Ich will die Französinnen und Franzosen von der Innenpolitik ablenken. Deshalb lasse ich auch wieder französische Panzer rollen.
WILD: Richtung Moskau?
Macron: Na, zuerst auf dem Champs-Elysee bei der alljährlichen Parade zum Nationalfeiertag der Grand Nation. Dann schauen wir weiter.
WILD: Herr Macron, Sie werden ja immer wieder mit Napoleon verglichen und gelten als der zweite Sonnenkönig. Beide haben Frankreich auf den Zenit geführt. Werden Sie dasselbe tun?
Macron: Mein Anspruch ist es natürlich, Frankreich politisch zu dem zu machen, was es im Radsport schon lange ist: Zum Zentrum der Welt. Aber um dieses Ziel zu erreichen, fehlen mir anders als Bonaparte und Ludwig XIV. die Mittel.
WILD: Weshalb?
Macron: Ich habe ja nicht das militärische Genie Napoleons. Auch ist die Bevölkerung Frankreichs anders als zu Zeiten Ludwigs XIV. nicht mehr die größte in Europa. Daher dürfte es mir schwer fallen, Europa unter französische Vorherrschaft zu zwingen.
WILD: Hmm … wie kann Frankreich dann Weltmacht werden?
Macron: Indem es die Europäische Union anführt. Das Problem dabei ist, dass Frankreich dafür die Zustimmung der anderen EU-Mitglieder braucht. Jetzt hängen sich die Ostmitteleuropäer aber immerzu an die Amerikaner ran. Keine Chance also, die vom alten Kontinent zu vertreiben.
WILD: Und die Deutschen?
Macron: Ein schwieriger Partner.
WILD: Weshalb?
Macron: Ich sage es mal so: Würden Sie mit jemandem zusammenarbeiten wollen, der keine eigenen Interessen artikuliert und stattdessen immer auf irgendwelchen internationalen Prinzipien beharrt, an die sich doch sowieso niemand hält?
WILD: Und dennoch haben Sie sich sehr für die Wahl Ursula von der Leyens zur EU-Kommissionspräsidentin eingesetzt.
Macron: Die gute Ursula ist ja nicht typisch deutsch. Die kennt keine Prinzipien, nur den reinen Machthunger. Und als Kommissionpräsidentin weiß sie, wem sie diesen Posten zu verdanken hat und wird entsprechend nach meiner Pfeife tanzen. Auch dadurch werde ich Europa zwar nicht beherrschen können, aber hohe EU-Subventionen für die französische Landwirtschaft herausschlagen. Und das sichert mir die Stimmen meiner Landwirte und rettet mich eventuell vor der Guillotine. He, he, he . . .
WILD: Herr Macron, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

WILD: Sehr geehrter Herr US-Präsident, wir freuen uns, den Messias unserer Tage begrüßen zu dürfen. Wir wollen auch nicht Ihre kostbare Zeit zu sehr in Anspruch nehmen.
Biden: Das tun Sie doch gar nicht. Im Gegenteil, ich freue mich auf Ihre Fragen!
WILD: Herr Biden, Wladimir Putin scheint völlig von Sinnen zu sein und bedroht die gesamte freie Welt. Wieviel Abscheu empfinden Sie für den Kremlzaren?
Biden: Naja, ehrlich gesagt habe ich gegen den Mann persönlich nichts. Er ist halt Repräsentant der russischen Eliten, der Antagonisten unserer amerikanischen Eliten. Politische Rivalität, verstehen Sie . . .
WILD: Aber Sie sagten doch, Sie halten Putin für einen Mörder . . .
Biden: Ja schon. Aber es hat mich auch keiner gefragt, wie ich mich selbst einschätze.
WILD: Herr Biden! Sie wollen doch nicht . . .
Biden: Nun, es war die Presse, die mich zum Heiligen erhoben hat. Ich habe diesen Anspruch nie erhoben.
WILD: Aber wieso stellen Sie sich auf eine Stufe mit Wladimir Putin?
Biden: Ich habe damals die Irak-Invasion unterstützt. Wissen Sie wieviele Iraker in deren Gefolge umgekommen sind? Al Quaida jedenfalls müsste lange daran stricken. Das kann ich Ihnen sagen . . .
WILD: Gut. Haken wir das Thema Russland ab und nähern uns der Europäischen Union. Was empfinden Sie für die EU?
Biden: Ein Beispiel, wie man es nicht machen sollte. Sehen Sie, die USA haben eine von den Einzelstaaten unabhängige Bundesregierung. Davon ist die EU noch weit entfernt. Die Kommission, das Parlament, alle von den Mitgliedsstaaten abhängig. Ein Hühnerhaufen . . .
WILD: Aber die EU ist doch der wichtigste Verbündete der USA?
Biden: Nicht die EU, die hat doch bündnispolitisch nichts zu melden. Die europäischen Staaten, das sind unsere Verbündeten! Am engsten die Briten und Ostmitteleuropäer, dann die Deutschen, am Schluss die Franzosen. Letztere mucken immer auf, was nervt. Wollen ein von Paris regiertes Großreich haben. Das ich nicht lache.
WILD: Kann Putin Ihnen Europa entreißen?
Biden: Womit denn? Seine neuartigen Biowaffen, von denen auch WILD berichtet hat, waren Rohrkrepierer. Die konventionellen Streitkräfte Russlands reichen nur für einen erfolglosen Krieg in der Ukraine.
WILD: Wieso malen die US-Amerikaner dann immer das Schreckgespenst einer russischen Invasion der EU an die Wand?
Biden: Um die Europäer bei der Stange zu halten. Stellen Sie sich vor, was passieren würde, wenn die Polen beispielsweise keine Angst vor der Rückkehr des Stalinismus hätten. Die würden sich doch an Moskau als konservativer Vormacht anlehnen. Eine neue „Heilige Allianz“! Das wollen wir hier in Washington nicht. Immerhin kann man die europäischen militärischen Kräfte ja auch in Asien einsetzen. Im Ost- und Südchinesischen Meer etwa …
WILD: Das ist alles, worum es geht? Was ist mit Werten?
Biden: Die verteidige ich doch. Werte wie Zaster, Moneten und Cash. Amerika ist halt eine kapitalistische Demokratie. Die Leute wollen immer mehr und noch mehr haben . . . das spiegelt sich natürlich auch in seiner Außenpolitik.
WILD: Herr Biden, das sind erschreckende Neuigkeiten. Wird danken Ihnen jedenfalls für dieses Gespräch.

WILD: Sehr geehrte Frau Giffey. Vielen Dank dafür, dass Sie sich unseren Fragen stellen. Es werden auf jeden Fall für Sie keine angenehmen werden.
Giffey: Nun denn, fragen Sie.
WILD: Frau Giffey, Sie gelten vielen politisch Interessierten als eine Betrügerin, die bei der Abfassung ihrer Doktorarbeit geschwindelt hat. Finden Sie nicht, dass Sie sich damit für ein hohes Regierungsamt im Bund und im Land Berlin gründlich disqualifiziert haben?
Giffey: Nun, ich finde, die Berlinerinnen und Berliner sollten darüber die letzte Entscheidung fällen.
WILD: Gewiss. Bei den Umfragen zur Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus 2021 lagen Sie mit Ihrer Partei stets vorne. Und das, obwohl sie sich Enteignungen am Berliner Wohnungsmarkt entgegengestellt haben. diese hätten aber die Lage der Mieter deutlich verbessert. Wie erklären Sie sich vor diesem Hintergrund Ihre Beliebtheit?
Giffey: Also, zum einen habe ich den genderisierten Teil der Bevölkerung, die Feministinnen und Feministen, auf meine Seite gezogen. Indem ich mich als Opfer männlicher Ränkespiele inszeniert habe. Der andere Grund ist das Plagiat selbst.
WILD: Wie?
Giffey: Die meisten Menschen im Land haben in ihrem Leben nie eine Uni von Innen gesehen, geschweige denn promoviert. Obwohl sie das gern getan hätten. Das erzeugt Neid auf Akdemiker und aus diesem geschöpft letzlich eine große Abneigung. Wenn dann jemand kommt, der die akademische Klasse hereinlegt, erweckt das Sympathie. So wie in meinem Falle.
WILD: Die Menschen in Deutschland interessieren sich gar nicht für die Einhaltung von Gesetzen?
Giffey: Schon, aber nur wenn die ihnen einen Vorteil bringt.
WILD: Wir können das nicht glauben!
Giffey: Glauben Sie es ruhig. Denn je schneller Sie das, was in Ihrem Kopf vorgeht mit dem in Einklang bringen, was da draußen passiert, um so besser für Sie.
WILD: Aber Frau Giffey, könnten Sie ihre Beliebtheit nicht noch steigern, indem Sie sich für das Enteignungsgesetz stark machen? Dann müssten die Zustimmungswerte für Sie doch in die Höhe schießen . . .
Giffey: Das mag sein. Aber stellen Sie sich vor, es kommt heraus, dass ich Kindern ihr Eis klaue, was glauben Sie, was dann los ist? Dann verliere ich die Zustimmung gleich wieder. So ist das Leben in der Spitzenpolitik von großer Unsicherheit gekennzeichnet. Und ich muss vorsorgen für die Zeit danach. Und mit Enteignungen würde ich den Besitzenden auf die Füße treten, die sonst die eine oder andere Stelle für mich frei hätten für die Zeit nach der Politik.
WILD: So, so . . . Frau Giffey, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.


WILD: Frau Faeser, Sie haben angekündigt, die staatlichen Zuwendungen für die Bundeszentrale für politische Bildung stark zu kürzen. Weshalb?
Faeser: Nun, das Ganze hat den Zweck, den Leuten weniger politische Bildung zukommen zu lassen. Denn ein verblödetes Volk lässt sich leichter regieren.
WILD: Ja?
Faeser: Ja. Sehen Sie, ungebildeten Menschen kann man leichter vormachen, dass die Politik der SPD alternativlos und daher immer richtig ist. Beispiel Ukraine: Stellen Sie sich vor, die deutsche Bevölkerung fängt ernsthaft damit an, sich mit Geopolitik auseinanderzusetzen.
WILD: Was wäre dann?
Faeser: Dann würde sie merken, dass der Westen die stärkste Machtgruppe auf diesem Planeten ist, die keine Nebenbuhler duldet. Die Amerikaner . . .
WILD: Amerikaner? Fangen Sie jetzt mit Antiamerikanismus an?
Faeser: . . . dass die Amerikaner als letzte verbliebene Weltmacht weder an einem starken China noch einem machtpolitisch erholten Russland interessiert sind. Mit letzterem könnte man zwar ein Bündnis gegen China schließen, aber Washington duldet kein autonomes Russland.
WILD: Wie? Sie wollen sagen, der Ukraine-Krieg geht auf Amerikas kappe?
Faeser: Den Krieg angefangen hat natürlich Russland. Das ist ganz klar. Und das Ganze ist ein eklatanter Bruch des Völkerrechts.
WILD: Das wollten wir gerade sagen.
Faeser: Aber zuvor hat sich der Westen in der Maidan-Zeit ja massiv in die inneren Angelegenheiten der Ukraine eingemischt. Das war vom internationalen Recht her ja auch nicht gedeckt.
WILD: Aber Putin . . .
Faeser: Ein Machtpolitiker par Exzellenz. Die Ukraine ist für Russland eine wichtige Ergänzung der eigenen Machtressourcen. Und der Kreml will das Land unbedingt im russischen Orbit halten. Der Westen will Kiew hingegen zu sich rüberziehen.
WILD: Und was hat das mit politischer Bildung zu tun?
Faeser: Raffen Sie es nicht? Wir, die westlichen Spitzenpolitiker brauchen für unsere Ukraine-Politik den Rückhalt der eigenen Öffentlichkeit. Dafür müssen wir Russland als glaubwürdige Bedrohung hinstellen, die den Westen bedroht. Eine Diktatur, die Frauen und Kinder hinschlachtet . . . Menschen ohne Bildung werden das nicht hinterfragen.
WILD: Hmmm, klingt einleuchtend. Frau Faser, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

London - Ist die Flüchtlingskrise vielleicht gar nicht Ergebnis einer Umvolkungspolitik Angela Merkels sondern das Werk des Kreml? Dafür liegen nun Hinweise vor. Wie eine Studie der Uni Oxford ergab, intervenierte Russland 2015 in Syrien nicht, um Diktator Baschar al-Assad an der Macht zu halten. Ziel war allein, Flüchtlingswellen zu produzieren. So sollten die Syrerinnen und Syrer Richtung Westen getrieben werden, um in der EU einen Mangel an Arbeits- und Wohnplätzen zu erzeugen. Das sollte dort soziale Unruhen befeuern und den Westen eroberungsreif machen. Tatsächlich ging Russlands Startegie zunächst auf, denn die Flüchtlingsbewegungen nach Deutschland hatten hierzulande für den Niedergang der CDU gesorgt. Das politische System der BRD, wie es seit Bonner Tagen bestand, wurde so auf den Kopf gestellt. Zudem kamen die Grünen an die Macht, die Deutschland im Fortgang wirtschaftlich an die Wand fuhren. Den britischen Forschern nach soll auch dies Putin in die Hände gespielt haben.

WILD: Herr Steinmeier, die frühe SPD verfochte das Ziel des evolutionären Sozialismus. Dafür nahm sie Verfolgungen durch Bismarck und die Nazis in Kauf. Sie hingegen haben zusammen mit Gerhard Schröder und Franz Müntefering den Sozialstaat kahlgeschlagen. Die wohl größte Errungenschaft der Arbeiterbewegung.
Steinmeier: Ich sehe, dass Sie sich nichts vormachen lassen. Also muss ich wohl Tacheles reden?
WILD: Wir bitten drum. Wieso ändert die SPD ihre aktuelle Politik nicht?
Steinmeier: Nun, mit dem Ende des Ostblocks verschwand auch die Idee, man könne den Sozialismus durchsetzen. In der Folge setzte sich in der Politik die Überzeugung durch, man müsse nur noch eigennützig sein und auf Posten schielen.
WILD: Und was hat das mit der SPD-Politik zu tun?
Steinmeier: Nun, die sozialdemokratische Parteiführung besteht seit Schröder aus lauter Karriereristen. Die wollen in den Vorstand gewählt werden. Die Genossinnen und Genossen wählen aber nur diejenigen an die Spitze, die dafür sorgen können, dass auch sie mit Posten in den Parlamenten und Ministerien versorgt werden. Posten erhält man aber nur durch Wahlerfolge, die wiederum von guten Wahlkämpfen abhängig sind. Diese Wahlkämpfe kosten aber. Und woher kriegt man das Geld? Durch Wahlkampfspenden. Und die größten dieser Spenden kommen aus der Wirtschaft.
WILD: Herr Steinmeier . . .
Steinmeier: Die Unternehmen knüpfen ihre Hilfen aber an Bedingungen, die erfüllt werden müssen. Dazu winken Sie mit Apanagen für den Fall, dass die eigene politische Karriere endet. Und das kann in der heutigen Mediendemokratie, wo ständig eine neue Sau durchs Dorf gejagt wird, schneller passieren als man denkt. Die Firmen halten also Zuckerbrot und Peitsche bereit.
WILD: Und was ist mit den Idealisten?
Steinmeier: Die werden von den Karrieristen bei Seite gedrängt. So wie der Lafontaine vom Schröder.
WILD: Aber das Wahlvolk ist doch unzufrieden mit diesem System!
Steinmeier: Ja, gewiss. Und doch murrt es nur, ohne alternative Parteien zu wählen. Damit bleibt alles beim Alten. Wenn dann doch mal Verüänderung droht, holen wir etablierte Politiker halt einfach die Nazi- und Putinkeule raus. Damit ändert sich dann garantiert nichts! Harr, harr, harr.
WILD: Und die Karrieristen können weiter mache wie eh und je . . .
Steinmeier: Genau.
WILD: Herr Steinmeier, wir danken Ihnen für dieses Interview.