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Thilo Chrupalla: “ … Bischofsbriefe …“

WILD: Herr Chrupalla, vielen Dank, dafür, dass Sie sich unseren Fragen stellen.
Chrupalla: Aber sehr gerne doch. Solange wir unser Interview nur auf Deutsch führen . . .
WILD: Natürlich. Herr Chrupalla, Sie stehen ja der AfD vor, die ja bekanntlich alle Ausländer aus Deutschland rauswerfen will. Uns wundert, dass sie Vorsitzender dieser Partei sind. Wir erinnern nur an Ihren Nachnamen, der eindeutig einen slawischen Hintergrund hat. Womöglich gar polnisch. Das wäre ja so, als wenn Barack Obama Chef des Ku-Klux-Klans wäre.
Chrupalla: Naja, zugegebenermaßen ist das schon merkwürdig.
WILD: Ja. Jetzt könnten sie natürlich argumentieren, Sie seien nur gegen Moslems, müssten sich dann aber auf das christliche Erbe berufen. Dieses steht aber einem Ausschluss der Muslime entgegen. Denn Jesus sprach ja davon, dass man auch die Fremden in seine Mitte aufnehmen soll. Denken Sie nur an den barmherzigen Samariter.
Chrupalla: Also, ehrlich gesagt habe ich noch nie einen Blick in die Bibel geworfen. Ich orientiere mich ja sowieso eher an Bischofsbriefen . . .
WILD: Aus der Zeit der Kreuzzüge?
Chrupalla: Ja! Woher wissen Sie das, verdammt?
WILD: War nur so eine Vermutung.
Chrupalla: Gut. Aber wir von der AfD wollen ja nicht unbedingt alle Ausländer rauswerfen. Die christlichen unter Ihnen können ruhig bleiben, wenn Sie sich an die deutsche Mehrheitsgesellschaft assimilieren.
WILD: Aber warum? In Osteuropa haben sich die Deutschen über Jahrhunderte ja auch nicht assimiliert, sondern ihre deutsche Identität beibehalten. Denken Sie etwa an Siebenbürger Sachsen, die Wolga-Deutschen und die Banater Schwaben. Wieso sollte das für die Migranten hierzulande nicht auch gelten dürfen?
Chrupalla: Ich persönlich kann es wie meine Parteigenossen nicht ertragen, wenn jemand mehr als eine Muttersprache spricht. Dann fühlen wir uns so unterlegen.
WILD: Wieso? Wir dachten, Sie halten sich für was Besseres?
Chrupalla: Vordergründig ja. Aber im tiefen Inneren spüren wir unsere Unterlegenheit. Die wollen wir aber nach Möglichkeit verdrängen. Deshalb wettern wir so gegen die Migranten und erheben unsere eigene Monokultur zur einzig wahren. Und da es im Land viele Personen gibt, die das gleiche tun, werden wir inzwischen auch zu Hauf gewählt.
WILD: Aber wo soll das hinführen, wenn die AfD dereinst an die Macht kommen sollte? Ihrer Logik zufolge müssten Sie die Migranten, die sich nicht assimilieren wollen, rauswerfen. Wenn Sie das allerdings tun, dann fehlen massenhaft Arbeitskräfte. Und der Lebensstandard auch der Bio-Deutschen wird sinken. Die AfD wird dann bei den nächsten Wahlen abgestraft. So wie jetzt die Grünen.
Chrupalla: Sie wollen damit bestimmt sagen, dass die AfD an der Macht eine Eintagsfliege wäre, die nur einen Haufen Schaden anrichten würde. Das mag sein, aber ich glaube sowieso nicht daran, dass meine Partei die 50%-Hürde knackt. Stattdessen werden wir unsere Ziele nie verwirklichen können. Aber rummotzen und auf die Migranten herabblicken, ja, dass können wir. Und das macht Spaß.
WILD: Herr, Chrupalla, wir danken Ihnen für dieses Interview.

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